Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst legen am kommenden Dienstag die Arbeit nieder. In Mannheim und Reutlingen finden in Baden-Württemberg öffentliche Aktionen statt. In Mannheim versammeln sich junge Streikende aus der Universitätsmedizin Mannheim, Stadtverwaltung Mannheim, RNV, Stadtwerke Heidelberg und Bundesagentur für Arbeit. Außerdem werden weitere Streikende aus Karlsruhe, Heilbronn und Ludwigshafen in Mannheim an der Aktion beteiligen. In Reutlingen nehmen am Azubistreiktag Beschäftigte aus den Regionen Stuttgart, Fils-Neckar-Alb und Ulm-Oberschwaben teil. Der ver.di Vorsitzende Frank Werneke wird in Mannheim auf der Kundgebung sprechen (wenn die Corona-Auflagen von Berlin es am Dienstag zulassen).
Um maximalen Gesundheitsschutz zu gewährleisten gilt bei den Aktionen strikte Masken- und Abstandspflicht. Auf dem Alten Meßplatz in Mannheim gibt es für die Schlusskundgebung festzugewiesene Markierungen für alle Teilnehmer*innen. ver.di hatte gestern beschlossen, die ursprünglich in Esslingen geplante Kundgebung nach Reutlingen zu verlegen
ver.di fordert für die Azubis im öffentlichen Dienst die Erhöhung der Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte um 100 Euro monatlich. Darüber hinaus erwarten die jungen ver.di-Aktiven eine tarifvertragliche Regelung der Übernahme von Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung sowie die Kostenübernahme eines ÖPNV-Tickets.
Maike Schollenberger, ver.di Landesjugendsekretärin: „Der Fachkräftemangel betrifft inzwischen praktisch alle Bereiche des öffentlichen Dienstes. Besonders gravierend ist die Situation in der Pflege und in den Kitas. Allein in Stuttgart fehlen derzeit hunderte Erzieherinnen und Pflegekräfte in den kommunalen Einrichtungen. Wer heute an den Nachwuchskräften spart, organisiert die Unterversorgung in etlichen systemkritischen Bereichen von morgen. In vielen Bereichen zeigt sich bereits jetzt, dass der laufende Betrieb ohne die Auszubildenden nicht ausreichend gewährleistet werden kann. Auch sie halten den Laden am Laufen.“
In den kommenden zwanzig Jahren werden mehr als 60 Prozent der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes altersbedingt ausscheiden. Dem gegenüber stehen sinkende Geburtenraten, ein verstärkter Wettbewerb mit privaten Arbeitgebern und eine zunehmende Komplexität der Aufgaben im öffentlichen Dienst.
Dass der Fachkräftemangel in der Pflege besonders gravierend ist, hat der Ausbruch der Corona-Pandemie allen vor Augen geführt. ver.di erwartet deshalb, dass auch für die Auszubildenden in der Pflege eine Zulage gezahlt wird, um die Ausbildung attraktiver zu machen.
„Viele Azubis verlassen im Zuge der Ausbildung ihr Elternhaus. Die Ausbildungsvergütung ist somit kein Taschengeld – sie wird für steigende Mieten dringend gebraucht“, so Schollenberger.
Ort und Uhrzeit der Streik-Kundgebung in Mannheim:
Ort und Uhrzeit der Streik-Kundgebung in Reutlingen:
Warnstreiks finden in Baden-Württemberg heute und in den nächsten Tagen wie folgt statt:
Tarifrunde im öffentlichen Dienst:
ver.di fordert für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen eine Anhebung der Einkommen um 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 100 Euro pro Monat angehoben werden. Erwartet wird die Ost-West-Angleichung der Arbeitszeit. Darüber hinaus soll in den Tarifverhandlungen das Thema der Entlastung der Beschäftigten behandelt werden. Die besonderen Themen des Gesundheitswesens und der Pflege werden an einem eigenen Tisch im Rahmen der Tarifrunde besprochen.
Die dritte Runde der Verhandlungen ist für den 22./23. Oktober 2020 erneut in Potsdam angesetzt.
In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes (Stichtag: 30.6.2019) 219.550 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. Etwa 66 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, die Teilzeitquote beträgt rund 43 Prozent (insgesamt inklusive Beamt*innen). Im Jahr 2000 lag die Teilzeitquote noch bei 34 Prozent. Außerdem haben die bundesweiten Verhandlungen unter anderem Auswirkungen auf den Verlauf der Tarifrunde von rund 10.000 Beschäftigten bei der Agentur für Arbeit und über 3.000 Beschäftigten bei der Deutschen Rentenversicherung im Land.