Zum Abschluss der ersten vollen Warnstreikwoche im öffentlichen Dienst haben rund 500 Beschäftigte bei der AWS Stuttgart die Arbeit niedergelegt. Müllabfuhr und Straßenreinigung fallen heute aus. Außerdem wird noch bei der Sparkasse in Ulm gestreikt, wo 180 Streikende die Hauptstelle umzingelt haben.
Damit haben sich in dieser Woche insgesamt rund 4.700 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt. Die Beteiligung war dabei sehr hoch und auf dem Niveau der letzten Tarifrunde 2018.
Außerdem legten am Dienstag rund 5.000 Beschäftigte in acht kommunalen Verkehrsbetrieben in der parallel laufenden Tarifrunde TV-N die Arbeit nieder.
In der kommenden Woche wird ver.di die Arbeitsniederlegungen fortsetzen.
Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Die hohe Beteiligung in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes zeigt: das Kalkül der Arbeitgeber ging nicht auf. Sie hatten sich einer Verschiebung der Tarifrunde verweigert in der berechnenden Erwartung, Corona werde eine starke Gegenwehr verhindern. Sie haben sich verrechnet und mit ihrem Verhalten Enttäuschung und Wut geschürt. Insbesondere die kommunalen Arbeitgeber tragen nun die Verantwortung, dass dieser Tarifkonflikt im Herbst 2020 ausgetragen wird.“
Warnstreiks finden in Baden-Württemberg in den nächsten Tagen wie folgt statt:
ver.di fordert für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen eine Anhebung der Einkommen um 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 100 Euro pro Monat angehoben werden. Erwartet wird die Ost-West-Angleichung der Arbeitszeit. Darüber hinaus soll in den Tarifverhandlungen das Thema der Entlastung der Beschäftigten behandelt werden. Die besonderen Themen des Gesundheitswesens und der Pflege werden an einem eigenen Tisch im Rahmen der Tarifrunde besprochen.
Die dritte Runde der Verhandlungen ist für den 22./23. Oktober 2020 erneut in Potsdam angesetzt.
In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes (Stichtag: 30.6.2019) 219.550 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. Etwa 66 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, die Teilzeitquote beträgt rund 43 Prozent (insgesamt inklusive Beamt*innen). Im Jahr 2000 lag die Teilzeitquote noch bei 34 Prozent. Außerdem haben die bundesweiten Verhandlungen unter anderem Auswirkungen auf den Verlauf der Tarifrunde von rund 10.000 Beschäftigten bei der Agentur für Arbeit und über 3.000 Beschäftigten bei der Deutschen Rentenversicherung im Land.