Ausbildung

DGB-Ausbildungsreport 2019

09.09.2019
DGB-Ausbildungsreport 2019

Vorwort

Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Dort, wo der Wandel immer schneller vonstatten geht, ist es immer wichtiger, bereits zum Start des Berufslebens ein gutes Fundament für den Eintritt in die Arbeitswelt zu legen. Die duale Berufsausbildung nimmt einen zentralen Stellenwert für ein erfolgreiches Erwerbsleben ein. Sie muss junge Menschen für die digitale Arbeitswelt qualifizieren, moderne Lehr- und Lernmethoden anwenden und hochwertige Ausbildungsbedingungen bieten. Eine Arbeitswelt 4.0 benötigt eine Ausbildung 4.0. Wir, die Gewerkschaftsjugend, gestalten diesen Prozess mit.

Ausbildung 4.0 braucht Bildungsgerechtigkeit
Für uns bedeutet Ausbildung 4.0 mehr als technologischer Wandel und Digitalisierung. Uns geht es auch um Bildungsgerechtigkeit. Junge Menschen müssen unabhängig von ihrer Herkunft und ihren sozialen und familiären Voraussetzungen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildungs- und Ausbildungsangeboten haben. Die Realität ist hiervon allerdings weit entfernt: Heute bilden nicht einmal mehr 20 Prozent der Betriebe aus, die Zahl der jungen Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss haben, steigt seit 2013 wieder an. Aktuell suchen immer noch Zehntausende dringend einen Ausbildungsplatz und stecken vielfach im so genannten Übergangsbereich zwischen Schule und Ausbildung fest. Gute Perspektiven für die Zukunft sehen anders aus.

Digitalisierung ist Schwerpunkt im Ausbildungsreport 2019
Was zu einer guten Ausbildung 4.0 gehört, zeigen die Ergebnisse unserer Befragung von insgesamt 16.181 Auszubildenden für den diesjährigen Ausbildungsreport: Junge Menschen wollen eine hochwertige Ausbildung. Sie wollen vorbereitet sein auf die künftige digitale Arbeitswelt. Das beinhaltet auch eine möglichst stress- und belastungsfreie Ausbildung, in der die gesetzlichen Schutzvorschriften eingehalten werden und die Vermittlung beruflicher Handlungskompetenz im Vordergrund steht. Hieran mangelt es nach wie vor in verschiedenen Branchen, wie unser Report belegt. Auch beim Thema Digitalisierung gibt es viel Luft nach oben – in den Ausbildungsbetrieben und in den Berufsschulen.

Neben dem notwendigen technischen Verständnis gilt es, den Auszubildenden auch einen selbstbestimmten und souveränen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Das Erlernen von Medienkompetenzen muss künftig fester Bestandteil in allen Berufsausbildungen sein. Dafür ist es wichtig, dass auch die beruflichen Schulen schnellstens für die digitale Zukunft ausgerüstet werden. Marode und heruntergekommene Gebäude sowie fehlendes technisches und Lehrpersonal sind keine Grundlage für eine Ausbildung 4.0.

BBiG-Novelle: Macht es jetzt! Richtig und für Alle!
Moderne Bildung braucht eine moderne gesetzliche Grundlage. Die Gewerkschaftsjugend hat es geschafft, dass ihre Forderungen diskutiert werden und die Bundesregierung den Prozess zur Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) gestartet hat – dem zentralen Gesetz für die duale Berufsausbildung in Deutschland. Jetzt ist die Chance da, ein echtes Upgrade für die Ausbildung auf den Weg zu bringen. Es geht um die Zukunftsfähigkeit der Berufsbildung. Ziel muss es sein, die Ausbildungsbedingungen für alle Auszubildenden und dual Studierenden tatsächlich zu verbessern.

Der vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregierung bleibt allerdings weit hinter unseren Forderungen zurück. Deshalb muss jetzt im parlamentarischen Verfahren nachgebessert werden – und zwar insbesondere bei diesen Punkten:

  • Das Gesetz sollte künftig auch für dual Studierende in betrieblichen Praxisphasen und Auszubildende in betrieblich-schulischen Ausbildungsberufen gelten.

  • Die Anrechnung der Berufsschulzeit auf die Ausbildungszeit muss im BBiG klar geregelt werden. Die bestehende Rückkehrpflicht in den Betrieb nach der Berufsschule gehört abgeschafft.

  • Ehrenamtliche Prüfer_innen sollen ein Recht auf bezahlte Freistellung und Qualifizierung erhalten.

  • Eine Mindestausbildungsvergütung für alle Auszubildenden muss im BBiG verankert werden.

  • Ausbildung muss kostenfrei sein. Das sollte auch für Lern- und Lehrmittel an Berufsschulen gelten. Es braucht eine Klarstellung im BBiG.

  • Im Gesetz soll für Auszubildende ein verbindlicher Anspruch auf Übergang von einem zwei- in einen dreijährigen Ausbildungsberuf geregelt werden.

Elke Hannack
Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Manuela Conte
Bundesjugendsekretärin des Deutschen Gewerkschaftsbundes